MiFID II: Wo bleibt der echte Vorteil für die Anleger?

Unbemerkt von den allermeisten Anlegerinnen und Anlegern arbeiten Finanzdienstleister – Banken und Wertpapierunternehmen – derzeit intensiv am Umsetzen jener neuen, gesetzlichen Pflichten, die am 3. Januar 2018 für sie gelten.

Produktüberwachung, Telefonaufzeichnung, Vergütungsgrundsätze, Kosten-Nutzen-Analysen, Überwachen von Verlustschwellen und das noch detailliertere Offenlegen von Kosten und Gebühren lassen momentan die Köpfe der Rechts- und Compliance-Experten sowie der IT-Spezialisten rauchen.

Delegierte Verordnungen der EU, Wertpapieraufsichtsgesetz, Leitlinien der Europäischen Wertpapieraufsicht ESMA und Rundschreiben der Finanzmarktaufsicht FMA legen auf hunderten Seiten zahlreiche neue Regeln fest, die in der Praxis Ihnen, der Kleinanlegerin und dem Kleinanleger, zu Gute kommen sollen.

Alles für den Schutz der Anleger. Ist das so?

Schon heute sind Wertpapier-Dienstleistungen und -Produkte weitaus transparenter und strenger geregelt als andere Branchen oder Produkte, die Sie käuflich erwerben können. Schon heute müssen Ihnen Finanzdienstleister Kosten, Gebühren und Provisionen, Interessenkonflikte, Reklamationsmöglichkeiten, Ausführungspolitik, Anlagestrategien und noch viel mehr detailliert offenlegen.

Logo anlegerakademie.atDas führt dazu, dass Sie beim Kauf eines Wertpapiers gut 40 Seiten Papier vorgelegt bekommen (müssen). Haben Sie diesen Stoß Papier jemals im Detail gelesen? Vermutlich nicht. Wer nimmt sich schon die notwendige Zeit dafür!? Welcher durchschnittliche Kleinanleger versteht diese ganzen rechtlichen Details überhaupt? Aber unterschrieben haben Sie alle Dokumente trotzdem.

Wenn Sie sich in obigem Absatz wiedererkennen, dann werden Sie zukünftig 60 Seiten Papier nicht lesen. Der europäische Gesetzgeber will zwar zu Ihrem Schutz, dass Sie noch mehr mit Informationen überflutet werden – aber daran, dass Sie als durchschnittlicher Kleinanleger damit schlicht und einfach überfordert sind, denkt er nicht.

Nur eigenes Finanzwissen schützt!

Das Einzige, dass Sie wirklich vor bösen Banken und gierigen Finanzberatern schützt, ist praxisnahes Finanzwissen. Investieren Sie ein wenig Zeit in die Grundlagen von Finanzplanung und Geldanlage. Das viele Papier wird Sie auch in Zukunft nicht vor Fehlern bei der Geldanlage bewahren. Ihr eigenes Wissen und Ihr Hausverstand schon viel eher.