Finanzwissen: Dumm geboren und nichts dazu gelernt

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Wenn es ums Geld geht, bleiben viele von uns Zeit ihres Lebens unmündige Kleinkinder. Ja, diese Aussage ist womöglich ebenso anmaßend wie überspitzt. Es möge sich aber bitte niemand auf den Schlips getreten fühlen. Ich beziehe diese Aussage ausschließlich auf das mangelnde Finanzwissen der Österreicherinnen und Österreicher. In diesem Zusammenhang meine ich mein Statement allerdings ernst.

Von Geburt an lernen wir zeitlebens dazu. Gehen, sprechen, schreiben, rechnen, wir erlernen einen Beruf oder studieren, lernen Auto fahren und noch Vieles mehr. Unsere schnelllebige Zeit und der stete Wandel der Welt bedingen lebenslanges Anpassen und Lernen. Und wir tun es, automatisch oder bewusst, jedenfalls ganz selbstverständlich.

Nur beim Thema Finanzwissen und Geldanlage verharren wir auf dem Status eines Volksschülers. Anpassen? Neues anlernen? Die Zeichen der Zeit (zum Beispiel Zinsen nahe dem Nullniveau) erkennen? Fehlanzeige. Wie sagt ein altes Sprichwort: Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.

Ein klein wenig ist das auch nicht verwunderlich. Sparbuch und Bausparvertrag werden uns traditioneller Weise schon in die Wiege gelegt. Kaum auf der Welt bekommt das neugeborene Enkerl den ersten Bausparvertrag von den Großeltern. Und das andere Großelternpaar fängt an jeden Monat ein paar Euro aufs Sparbuch zu legen. Ob das Ziel führend oder sinnvoll ist, steht nicht zur Diskussion.

Es war immer so. Und so wird es immer bleiben.

Während wir uns im Teenageralter von unserem Eltern mehr und mehr emanzipieren, halten wir Sparbuch und Bausparvertrag weiterhin blind die Treue. Es ist so als ob man im Alter von dreißig oder vierzig Jahren immer noch im „Hotel Mutti“ im Kinderzimmer wohnen würde.

Im Grunde liegt es in der Natur des Menschen sich weiterzuentwickeln. Wir fahren heute nicht mehr mit der Kutsche ins Büro, segeln nicht in den Urlaub nach Thailand, brauchen zum Kochen kein offenes Feuer mehr und kommunizieren im Alltag nicht mehr mit Rauch- oder Morsezeichen. Die Zeiten haben sich gewandelt. Und wir mit ihnen.

Nur beim Finanzwissen verharren wir im Volksschulalter.

Gut, in der Schule kommt praxisnahes Wirtschafts- und Finanzwissen nicht vor. Liegt es daran, dass die Lehrpläne aus dem „Jahre Schnee“ stammen, oder eher daran, dass sich unsere Politiker vor mündigen Staatsbürgerinnen und -bürgern fürchten? Nur mangels Wirtschafts- und Finanzwissen können uns Wissende – und dazu zähle ich auch Politiker – einreden, dass alles außer Sparbuch und Bausparvertrag böse und rein spekulativ ist.

Wer sich nicht mit Sparbuch und Bausparvertrag sukzessive in die sichere Armut sparen will, dem bleibt nichts anderes übrig als selbst aktiv zu werden. Ja, das kostet jedenfalls Zeit (und vielleicht auch ein wenig Geld). Aber für das Konfigurieren des neuen Autos oder das Auswählen des nächsten Urlaubsdomizils investieren wir ja auch zig Stunden und Tage.

Warum nicht auch in das eigene Finanzwissen investieren?

Was spricht dagegen sich zum eigenen, finanziellen Vorteil ein wenig mehr von der Tradition unserer Eltern und Großeltern zu emanzipieren und sich in finanziellen Dingen weiterzubilden?

Zumindest hätte das den geldwerten Vorteil, dass wir uns am Bankschalter oder von Finanzberatern nicht mehr so einfach über den Tisch ziehen lassen oder blind das kaufen was uns wärmstens empfohlen wird. Und die Politik könnte uns auch nicht mehr mit Plattitüden in die Irre führen.

Hinweis zur Klarstellung: Ich möchte grundsätzlich niemanden, der bis dato nur Sparbuch und Bausparvertrag kennt, dazu animieren plötzlich Wertpapiere, Immobilien, Gold, oder Ähnliches zu kaufen! Es wird ja auch niemand von einem tag auf den anderen vom Dreirad- zum Autofahrer. Der Weg vom Sparbuchsparer zum Investor ist lang und mit viel Wissen gepflastert, dass man sich aneignen sollte. Aber im aktuellen Niedrigzins-Umfeld werden alle, die reale Renditen erzielen wollen, über Alternativen zu Sparbuch und Bausparvertrag (und übrigens auch zur klassischen Lebensversicherung) nachdenken müssen!


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