FMA veröffentlicht „Fakten, Trends & Strategien 2021“

Den am 10. Dezember 2020 von der Finanzmarktaufsicht veröffentlichten „Fakten, Trends & Strategien 2021“ kommt die Ehre des 200. Beitrages auf meiner Internetseite zu. Die FMA nennt uns darin unter anderem die Prüfschwerpunkte für das kommende Jahr. Hier ein (wirklich nur) kurzer Blick auf die wesentlichen Themenbereiche des 173 Seiten starken Dokuments.

Einleitend geht die FMA auf aktuelle Herausforderungen ein. Dazu zählt natürlich auch die COVID-19-Pandemie. Spätestens Anfang 2021 sollen vielversprechende Impfstoffe auf den Markt kommen, schreibt die FMA. Dennoch wird es dann „immer noch viele Monate, wenn nicht einige Jahre dauern, bis die Bevölkerung so weit immunisiert ist, dass auf wirtschaftliche Einschränkungen verzichtet, Reisebeschränkungen wieder aufgehoben und grenzüberschreitende Lieferketten wieder voll geschlossen werden können“. Keine besonders erfreulichen Aussichten.

Als weitere Herausforderungen erkennt die FMA die Themenbereiche Nachhaltigkeit/Klimawandel, Niedrigzinsumfeld, Digitaler Wandel, Sauberer Finanzplatz und, einmal mehr, den kollektiven Verbraucherschutz. An diesen Herausforderungen orientieren sich auch die Aufsichts- und Prüfschwerpunkte für das Jahr 2021:

RESILIENZ UND STABILITÄT: Die Auswirkungen der COVID-19-Krise minimieren und den stabilen Weg zurück vorbereiten!

Dass die FMA unter dieser Überschrift unter anderem „das vorausschauende Element des Aufsichtsansatzes stärken“ möchte, um „mögliche Krisen frühzeitig“ zu erkennen, erscheint mir angesichts des Skandals rund um die burgenländische Commerzialbank durchaus erstrebenswert. Es klingt wie eine Lehre aus diesem Desaster für den Finanzplatz Österreich, dass auch besonderes Augenmerk auf die Rolle des Aufsichtsrats gelegt werden soll.

DIGITALISIERUNG: Aktuelle Entwicklungen im Finanzmarkt erkennen und neue Risiken rasch adressieren!

Das Nutzen moderner Informations- und Kommunikationstechnologien bringt vermehrte Risiken mit sich, für Finanzdienstleister ebenso wie für deren Kunden, stellt die FMA fest. Bereits Risiken mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit können enorme Schäden verursachen. Das Thema „Cyberrisiken und Cyber-Security“ ist für die FMA von zentraler Bedeutung. Daher sollen Prüfungen von IT-Risiken und IT-Sicherheit weiterhin einen wichtigen Schwerpunkt darstellen.

NEUE GESCHÄFTSMODELLE: Durch strukturierten Dialog positive Rahmenbedingungen schaffen und neue Geschäftsmodelle und Innovationen ermöglichen!

Finanzmarktteilnehmer setzen verstärkt digitale Technologien, neue Software im Bereich des Asset Managements sowie alternative Systeme der Kundenberatung ein und kooperieren mit FinTech-Unternehmen. Als Stichwörter nennt die FMA unter anderem Tokenization (Digitalisierung von traditionellen Vermögenswerten wie etwa Wertpapieren, Immobilien, Rohstoffen oder Unternehmensbeteiligungen) als Service, Krypto-Assets und Artificial Intelligence. Ein ganzheitlicher Aufsichtsansatz soll auch die wechselseitigen Vernetzungen von beaufsichtigten Unternehmen mit Technologieanbietern im Auge behalten.

KOLLEKTIVER VERBRAUCHERSCHUTZ: Durch Transparenz und Information das Vertrauen in den Markt und durch Financial Literacy die Eigenverantwortung stärken!

Das Vertrauen in den Markt wird durch Transparenz und Information gestärkt. Daran mangelt es dem Wertpapierbereich wahrlich nicht. Sogar die EU-Kommission hat in einer Mitteilung bereits festgestellt, das vorzulegende Unterlagen von Kleinanlegern oftmals als lang, komplex, schwer verständlich, irreführend und widersprüchlich empfunden werden (siehe mein Betrag EU übt Selbstkritik und will Finanzbildung fördern). Das Erfüllen von Informations- und Transparenzvorgaben wird die FMA stärker in den Fokus der Aufsicht rücken.

Die FMA stellt richtiger Weise fest, dass viele Anleger und Verbraucher nicht über eine ausreichende Finanzbildung verfügen, um Chancen, Risiken und Wirkungsweisen selbst einfacher Finanzprodukte und -dienstleistungen angemessen beurteilen zu können. Um aus der „Analyse der zahlreichen Anfragen und Beschwerden an die FMA“ tatsächliche Hinweise auf die wahren finanziellen Bedürfnisse sowie Wissens- und Informationslücken der breiten Bevölkerung zu erhalten, müsste die Gruppe jener, die sich mit Anfragen und Beschwerden direkt an die FMA wenden, ausreichend repräsentativ sein. Durch Financial Literacy die Eigenverantwortung zu stärken, ist aber jedenfalls ein wichtiges Anliegen.

NACHHALTIGKEIT: Den Umstieg zu einer klimaneutralen Wirtschaft unterstützen, Risiken des Klimawandels für den Finanzmarkt eindämmen!

Bekanntlich soll die Finanzindustrie auf dem Weg zu einer nachhaltigen und insbesondere umwelt- sowie klimafreundlichen Gesellschaft eine zentrale Rolle spielen und deutlich mehr zum Erreichen der Pariser Klimaziele beitragen. Das Anwenden und Umsetzen von Disclosure-Verordnung, Taxonomie-Verordnung & Co. werden uns Finanzdienstleister im kommenden Jahr noch gehörig ins Schwitzen bringen. Erfreulich ist, dass die FMA bestrebt ist, als Dialogpartner für Stakeholder zum Thema Sustainable Finance auf nationaler und europäischer Seite zur Verfügung zu stehen. Denn Fragen wird es reichlich geben. Den Prüfschwerpunkt „Nachhaltigkeitsrisiken“ sieht die FMA als wichtigen Bestandteil.

SAUBERER FINANZPLATZ: Durch gezielte präventive Maßnahmen den sauberen Finanzplatz erhalten!

Um die Reputation des Finanzplatzes Österreich zu schützen und das Vertrauen der Markteilnehmer in die Ordnungsgemäßheit der Finanztransaktionen zu erhalten und zu stärken, fokussiert die FMA weiterhin auf die Sicherstellung der Marktintegrität, insbesondere im Handel mit börsennotierten Wertpapieren, die Verfolgung des unerlaubten Geschäftsbetriebs, den Kampf gegen Anlagebetrug sowie die Sorgfaltspflichten zur Prävention von Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Vermeiden von Marktmissbrauch, insbesondere auf verbotenem Insiderhandel sowie Marktmanipulation.

Das gesamte Dokument „Fakten, Trends & Strategien 2020“ steht auf der Internetseite der Finanzmarktaufsicht zum Download bereit (externer Link).

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