BaFin-Präsident Mark Branson zur Kennzeichnung von „grünen“ Finanzprodukten
Der Präsident der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin, Mark Branson, lässt mit einem aktuellen Kurzkommentar vom 12. September (Link am Ende des Beitrages) aufhorchen.
„Was ist eine nachhaltige Finanzdienstleistung?“, fragt der Bafin-Präsident, und stellt fest, dass diese sich nicht leicht beantworten lässt. Grundsätzlich sei es Aufgabe der Wissenschaft, zu definieren, was nachhaltig im Sinne der Umwelt ist. Zu entscheiden, welche Energiequellen benötigt werden, um den Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft zu schaffen, sei Sache der Politik.
Branson meint, dass die Taxonomie-Verordnung zwar eine Antwort liefert, sich in die konkrete Ausgestaltung jedoch politische und wissenschaftliche Diskurse gemischt haben. Die sich daraus zusätzlich ergebende Komplexität des Themas steigert die Gefahr, Anleger zu verwirren oder sogar zu enttäuschen, noch mehr.
Wir sind zum Schluss gekommen, dass ein einfaches Labelling „grün“ oder „nicht-grün“ kaum den heterogenen und unterschiedlich differenzierten Präferenzen von Anlegern gerecht werden kann. (Zitat Mark Branson)
Als Beispiel führt er das Thema Atomkraft an, das für manche nachhaltig, für andere – obwohl taxonomiekonform – wiederum gar nicht. Es sei jedoch nicht die Aufgabe der BaFin zu entscheiden, ob die Technologie, die den Investitionen zugrunde liegt, als nachhaltig einzustufen ist. Weder ist das die Rolle der Aufsichtsbehörde, noch verfügt sie über das notwendige Fachwissen.
Mündige Anleger sollen Inhalt und Zweck der Produkte kennen, um eine bewusste und gut informierte Entscheidung treffen zu können. Produkte müssen in geeigneter Form gekennzeichnet sein, um die Komplexität des Themas widerzuspiegeln. Der Bafin-Präsident plädiert deshalb dafür, die Eigenverantwortung von Anlegern zu respektieren und zu fördern – durch die nötige Transparenz, die von der Behörde kontrolliert wird.
Einen komplexen Sachverhalt mit einem einfachen Etikett zu versehen kann zur Folge haben, dass nicht „drin“ ist, was Anlegerinnen und Anleger erwarten. Die Idee, dass allein ein einfaches Etikett die Welt verbessert, mag verlockend sein. Aus Aufsichtsperspektive sind Transparenz, klare Standards zum Mindestmaß nachhaltiger Anteile am Produkt und eine marktgetriebene Auswahl aus verschiedenen Arten von nachhaltigen Finanzprodukten jedoch der bessere Weg, Anlegerpräferenzen zu bedienen. (Zitat Mark Branson)
Externer Link auf die Internetseite der BaFin sowie zum zitierten Kurzkommentar