MiFID II: Fluch oder Segen für Anlegerinnen und Anleger?

Nicht nur für Finanzdienstleister bricht am 3. Januar 2018 ein neues Zeitalter an. Die massiven Neuerungen, die MiFID II mit sich bringt, werden auch Anlegerinnen und Anleger bei ihren Wertpapier-Geschäften zu spüren bekommen. Einfacher wird es jedenfalls nicht Geld zu veranlagen. Welchen Nutzen haben private Anlegerinnen und Anleger durch die neuen Vorschriften?

Wenn Sie schon einmal in ein Wertpapier investiert haben, dann kennen Sie den Papierkrieg, der damit einhergeht. Informationsbroschüre, Risikohinweise zu Finanzinstrumenten, Rahmen- beziehungsweise Vermögensverwaltungsvertrag, Anlegerprofil und Beratungsprotokoll, Konto- und Depoteröffnung sowie Gebührenblätter summieren sich auf bis zu fünfzig Seiten dicht beschriebenes Papier. Und zwar unabhängig davon, ob Sie 100 Euro oder 1.000.000 Euro veranlagen möchten.

Und ab Anfang 2018 werden wohl noch ein paar Blätter Papier dazu kommen. Beim Abschluss ebenso wie in Form von jährlichen Informationen, die Sie erhalten müssen. Wertpapier-Dienstleistung wird damit noch transparenter und sicherer. Das ist grundsätzlich gut, denn so können Sie noch detaillierter kontrollieren, ob Ihr Berater auch Ihre Bedürfnisse und Ziele in den Fokus stellt.

Sie werden das Meiste von all dem Mehraufwand, der auf Finanzdienstleister zukommt, gar nicht bemerken. Denn Vieles davon findet im Vorfeld von Beratungsgesprächen sowie in der Nachbearbeitung statt, beim Aufbereiten der vielen Berichte, die Sie erhalten müssen, sowie in den Compliance-Abteilungen. Die Zeit, die Ihr Finanzdienstleister – Banken, Wertpapierfirmen, Produktanbieter und Berater – für Administratives verwenden müssen, steigt jedenfalls erheblich.

Als Anlegerin und Anleger ist durchaus die Frage berechtigt wer all diesen Aufwand bezahlt. Günstiger werden Finanz-Dienstleistungen wohl nicht werden. Nicht alle neuen Pflichten können wohl kostenneutral erfüllt werden. Banken, Versicherungen und Wertpapierfirmen stocken angesichts des wachsenden, administrativen Aufwands zum Beispiel ihren Personalstand kräftig auf. Denn die EU verlangt nicht nur das Einhalten der strengen Regeln, sondern auch deren Kontrolle und laufende Überwachung.

Sie werden künftig also Verständnis dafür haben müssen, dass Ihre Sicherheit durch gesteigerte Transparenz und hohen Anlegerschutz auch einem Mehr an Aufwand – und damit Kosten – gegenübersteht. Und das ist nicht der einzige Preis, den Sie beim Inanspruchnehmen von Wertpapier-Dienstleistungen in Kauf nehmen müssen. Denn die EU verlangt, dass auch Sie als Konsument transparenter werden.

Fortsetzung folgt …