Bargeld-Verbot: Was steckt wirklich dahinter?

Die Diskussion um die Abschaffung des Bargeldes – genauer gesagt um die Abschaffung des Euro-Bargeldes – gewinnt an Fahrt. Waren es in der Vergangenheit eher zaghafte Versuche, scheint es diesmal durchaus ernst zu werden. Die Diskussion rund um unsere Euro-Geldscheine hat viele Facetten. Beleuchten wir ein paar davon.

Verhindert die Abschaffung von Euro-Bargeld Geldwäscherei und Terrorismusfinanzierung?

Nein. Internationale Geldwäsche im großen Stil funktioniert heute ohne Bargeld. Glaubt jemand, dass Schurkenstaaten ihre Waffenlieferungen mit Containern voller Euro-Scheinen bezahlen? Und selbst wenn das so wäre, dann weichen Schurkenstaaten nach der Abschaffung von Euro-Bargeld einfach auf Britische Pfund oder US-amerikanische Dollar-Scheine aus. Oder auf Schweizer Franken, denn in der Schweiz gibt es weiterhin den 1.000 Franken-Schein (übrigens meines Wissens der Geldschein mit dem weltweit größten Wert).

Sollte es auf der ganzen Welt tatsächlich keine Geldscheine mehr geben, dann bleiben Geldwäschern und Terroristen für die „Cash-Zahlung“ immer noch Edelsteine, Edelmetalle und Rohstoffe.

Nicht mehr vorhandenes Euro-Bargeld würde aber wohl einen bedeutenden, österreichischen Wirtschaftszweig ausradieren: den Pfusch. Und für Konsumenten wäre es – weil dann nur noch elektronische Zahlungen möglich sind – ein weiterer Schritt in Richtung gläserner EU-Bürger.

Was nützt das Limitieren von Barzahlungen?

Wenig. Barzahlungen sind schon in einigen Ländern Europas betragsmäßig limitiert, zum Beispiel in Italien. Im Alltag der Konsumenten ändert sich dadurch nichts.

Was bringt das Erheben von Bargeld in den Verfassungsrang?

Gar nichts. EU-Recht steht im Fall der Fälle über nationalem Verfassungsrecht. Diese plakative Forderung der Politik ist nur eine weitere, leere Worthülse.

Was bringt es den 500 Euro-Schein abzuschaffen?

Eine ganze Menge! Weil es damit Banken viel schwerer gemacht wird, Bargeld in ihren Tresoren zu bunkern. Das tun Banken nämlich mutmaßlich, um den Negativzinsen zu entgehen, die sie zahlen müssen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank EZB parken.

Hier liegt wohl des Pudel´s realistischer Kern!

Müssen Banken vermehrt die Negativzinsen der EZB akzeptieren, dann werden sie über kurz oder lang diese Negativzinsen auch an die Sparer weitergeben (müssen). Damit entwerten = reduzieren sich die enormen Geldmengen, die um Umlauf sind, was sehr im Sinne der EU und der EZB ist.

Je mehr negative Zinsen bei den Sparern ankommen, desto eher werden diese nach Alternativen suchen. Die Folge wäre, dass durch Konsum und Investitionen mehr Geld in die Wirtschaft fließt – was dem Wirtschaftsaufschwung zu Gute kommt. Wirtschaftsaufschwung erzeugt – so wohl die Hoffnung der EU – Inflation (die sich die EZB ja bei etwa 2% pro Jahr wünscht), Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.

So betrachtet ist das Abschaffen des 500 Euro-Scheines für mich persönlich das realistische Szenario.

Was ist eigentlich das beste Indiz dafür, dass das Bargeld in absehbarer Zeit NICHT gänzlich abgeschafft wird? Die öffentlich geführte Diskussion darüber! Würden uns die Politiker wochen- oder sogar monatelang auf das Abschaffen von Bargeld vorbereiten? Sodass wir genug Zeit hätten unser Geld von der Bank abzuheben und unter den Kopfpolster zu legen? Wohl kaum! Das wäre ja genau das Gegenteil von dem was sie erreichen wollen.

Wenn das Bargeld abgeschafft wird, dann für uns EU-Bürgerinnen und Bürger vollkommen unvorbereitet, damit wir nur ja keine Chance haben Cash in Sicherheit zu bringen.