Elektro-Autos sind nicht die Lösung für unsere zukünftige individuelle Mobilität. Der reine Wechsel von KFZ mit Verbrennungsmotoren zu Autos mit E-Antrieb rettet das Weltklima nicht, sondern verlagert die entstehenden Umweltprobleme nur. Automobilkonzerne springen auf den Trend auf, nona, sie leben vom Autoverkauf. Und die Politik folgt diesem Irrglauben, aber das macht Elektro-Autos nicht nachhaltiger.
Als Bewohner der Wiener Innenstadt nutze ich beinahe für alle innerstädtischen Wege öffentliche Verkehrsmittel, die in Wien sehr gut ausgebaut sind. Kurze Wege – zum Einkaufen, ins Restaurant, zum Friseur usw. – lege ich zu Fuß zurück, denn hier in der Innenstadt gibt es ein dichtes Netz an Nahversorgern.
Für Dienstreisen in die Bundesländer oder manchmal auch ins Ausland benutze ich eines meiner zwei alten Autos (Baujahr 2006 und 2007) mit Diesel- bzw. Benzinmotor. Pseudo-Klimaschützer schlagen angesichts der CO2-Emissionen jetzt wohl die Hände über den Kopf zusammen. „Umweltsünder!“, musste ich mich wegen der Euro 4-Schadstoffklasse meiner alten Autos schon schimpfen lassen. Bin ich aber gar nicht, wenn man nur kurz darüber nachdenkt.
Erst der Umstieg auf ein neues Elektro-Auto würde mich zum Umweltsünder machen. Ich erspare der Welt die Schadstoffemissionen, die bei der Herstellung eines Elektro-Autos anfallen und den verbrauchten Strom, der im europäischen Mix unausweichlich auch Atom- und Kohlestrom enthält. Für mich müssen keine geschundenen Arbeiter die Rohstoffe für die Batterien aus einem ebenso finsteren wie gefährlichen Loch holen. Oder, noch schlimmer, wie neuerdings geplant ist, kaum umweltfreundlich vom Meeresboden heraufholen. Außerdem erspare ich der Umwelt das ungelöste Problem mit dem Entsorgen der Batterien.
Steuerausfall programmiert
Und das ist nicht die einzige Frage zu der Politiker und E-Auto-Enthusiasten eine Antwort schuldig bleiben. Mir konnte auch noch niemand schlüssig beantworten wie die Steuereinnahmen, die der Staat mit Diesel- und Bezin-Autos generiert, kompensiert werden sollen. Kraftstoffe unterliegen in Österreich der Mineralölsteuer MöSt. Für einen Liter Diesel beträgt diese 39,7 Cent, für einen Liter Benzin werden 48,2 Cent fällig. Dabei ist die Mineralölsteuer nur eine von drei österreichischen PKW-Steuern, es kommen noch Normverbrauchsabgabe NoVa und die motorbezogene Versicherungssteuer dazu.
Nachdem auf die Mineralölsteuer zusätzlich die Mehrwertsteuer MwSt. fällig wird, beträgt der Steueranteil, also der Anteil von MöSt und MwSt, für Benzin im Schnitt bei 61 Prozent, für den Liter Diesel rund 55 Prozent. Die vom Staat erzielten Steuereinnahmen sind enorm:
- Mineralölsteuer 2020: 3.579 Mio. Euro (2019: 4.480)
- Normverbrauchsabgabe 2020: 440 Mio. Euro (2019: 555)
- Motorbezogene Versicherungssteuer 2020: 444 (2019: 431) (Quelle: Statistik Austria)
Fast 4,5 Milliarden Euro haben KFZ-bezogene Steuern, von denen Elektro-Autos befreit sind bzw. die beim Nutzen von Elektro-Autos nicht mehr anfallen, im Jahr 2020 in die staatlichen Kassen gespült. Im Jahr 2019 waren es sogar fast 5,5 Milliarden Euro. Diese Einnahmen sind nicht mehr zweckgebunden für den Straßenbau, sondern fließen ins allgemeine Budget, trotzdem werden daraus auch weiterhin Straßenbau und -erhaltung bezahlt – und sichere Straßen brauchen auch Elektro-Autos. Wie und wodurch werden diese Steuereinnahmen kompensiert, wenn auf unseren Straßen nur mehr Elektro-Autos unterwegs sind und Diesel- und Benzinfahrer die Rechnung nicht mehr begleichen?
Möglichst lange Nutzung ist ökologisch am sinnvollsten
Bei meinen jährlich etwa 7.000 Kilometern kann ich mit meinen alten Verbrennern (abwechselnd, weil mit Wechselkennzeichen) noch weitere zehn Jahre fahren und stoße dabei immer noch weniger Schadstoffemissionen aus als bei der Herstellung eines neuen Elektro-Autos anfallen. Mit den kleinen Reparaturen, die immer wieder anfallen und die ich ums Eck in einer kleinen KFZ-Werkstätte durchführen lasse, unterstütze ich die regionale Wirtschaft.
Zumal meine alten Autos beim Umstieg auf ein Elektro-Auto ja nicht emissionslos im Himmel verschwinden, sondern in Osteuropa oder Afrika weiterfahren und weiterhin Abgase in die Luft blasen würden. Dem Weltklima bringt mein Wechsel also rein gar nichts, ganz im Gegenteil. E-Auto-Umsteiger, die ihren alten Verbrenner weiterverkaufen anstatt konsequent zu verschrotten, belasten Umwelt und Klima de facto doppelt. Nur fällt der Dreck nicht mehr vor ihrer eigenen Haustüre an.