
Tech- & US-Fokus bescheren auch grünen Aktienfonds spürbare Kursverluste
Bei der Geldanlage neben Sicherheit und Renditechancen auch nachhaltige Aspekte ins Auge zu fassen, liegt seit dem europäischen Grünen Deal im Trend. Viele Anbieter von Investmentfonds und Lebensversicherungen haben daher nachhaltige Finanzprodukte auf den Markt gebracht. Im EU-Fachjargon heißen sie „hellgrüne“ (Artikel 8) oder „dunkelgrüne“ (Artikel 9) Finanzprodukte gemäß der EU-Offenlegungsverordnung.
Zuerst Top …
Von Anfang an plagte Anleger die Frage, ob grüne Fonds genauso gut performen wie herkömmliche Investments. Denn nachhaltige Finanzprodukte schließen eine ganze Reihe von aussichtsreichen Aktien, wie etwa jene von Erdöl- und Tabakkonzernen, kategorisch aus. Studien versuchten aufzuzeigen, dass diese Angst unbegründet ist.

Im Zuge des allgemeinen Bullenmarkts und der spontanen Euphorie, die an den Aktienmärkten nach der Wahl des neuen US-Präsidenten einsetzte, schien sich zu bestätigen, dass auch grüne Aktienfonds bestens performen. Die Hoffnung, dass nachhaltige Veranlagungen Krisenzeiten stabiler überstehen, erfüllt sich aber nicht.
… dann Flop
Schon bald nach der Amtseinführung von Donald Trump im Januar 2025 legten die Aktienmärkte den Rückwärtsgang ein. Allen voran die Kurse der „Magnificent 7“, der sieben erfolgreichsten und größten Technologietitel Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet (Google), Meta (Facebook), Tesla und Nvidia. Als Indexschwergewichte zogen sie wichtige Aktienindizes wie den S&P 500 – und die Anteilspreise von nachhaltig investierenden Aktienfonds – nach unten.
Fehlersuche

Was im Sinne der EU als nachhaltige Investition in eine Wirtschaftstätigkeit gilt, legt die EU-Offenlegungsverordnung fest. An diese Kriterien und Berechnungsmethoden müssen sich Fondsmanager strikt halten, wenn sie ihre Finanzprodukte als nachhaltig verkaufen wollen. Einfach gesagt, gilt ein Unternehmen dann als nachhaltig, wenn es mit seiner Wirtschaftstätigkeit möglichst wenig CO2 verursacht.
Die Formel für die Berechnung der Treibhausgas-Emissionen eines Unternehmens setzt den Unternehmenswert ins Verhältnis zum CO2-Ausstoß. Das ist einer der Gründe für die Vorliebe grüner Aktienfonds für US-Technologieriesen. Microsoft & Co. zählen zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. Als Software- und Tech-Giganten verursachen sie im Vergleich zu ihrer immensen Marktkapitalisierung vergleichsweise geringe CO2-Emissionen – und das macht sie im Sinne der EU viel grüner als klassische Industriebetriebe.
Doppelte Gefahr
In global investierenden ESG-Fonds finden sich die „Magnificent 7“ oft unter den Top-Holdings wieder. Fallweise bis zu einem Viertel des Fondsportfolios konzentriert sich auf eine Handvoll US-Tech-Riesen. Noch einseitiger zeigt sich die Länderallokation. Bis zu über 70 % der Aktien im Fondsvermögen können in den USA beheimatet sein. In guten Börsenzeiten erweist sich diese Asset Allokation als hervorragender Performancebringer. Die Abwesenheit von verpönten Branchen, wie der Erdölindustrie, schadete der Wertentwicklung vieler grüner Fonds nicht.
Kein sicherer Hafen
Den Aktienkursen ist seit Februar 2025 gehörig die Luft ausgegangen. Die Gründe mögen vielfältig sein: eine angesichts der schwierigen Wirtschaftslage lang fällige Korrektur, anhaltende geopolitische Krisen oder die Zoll-Kapriolen des US-Präsidenten. Aktieninvestoren müssen mit den aktuellen Zickzackkursen an den Börsen leben. Gerade „schmutzige“ und „böse“ Titel, wie Öl- und Rüstungsaktien, können in Krisenzeiten stabilisierend wirken. Diese fehlen in grünen Fonds aber per Definition. Sicherer Hafen sind nachhaltige Aktienfonds ebenso nicht ihre nicht-grünen Brüder.
Dieser Beitrag ist erstmal im Börsen-Kurier Nr. 20 vom 15. Mai 2025 erschienen.
