
Wo bleiben die Erleichterungen für die Finanzindustrie?
Pünktlich zum Faschingsbeginn am 11.11. erzielte die EU-Kommission eine politische Einigung über ein Vereinfachungspaket – weniger Bürokratie, weniger Kontrollen, mehr Geld für kleine Betriebe – für, nein, nicht Finanzdienstleister, sondern Landwirte. Immerhin 1,6 Mrd. Euro sollen sich Agrarbetriebe ersparen.
Für Finanzdienstleister klingt diese Initiative der EU-Kommission wie Hohn. „Landwirte verbringen zu viel Zeit mit Papierkram, was ihnen wertvolle Zeit und Geld kostet. Es war an der Zeit, die Bürokratie abzubauen und sich auf das zu konzentrieren, was sie am besten können: Wir produzieren unsere Lebensmittel.“, erklärt Christophe Hansen, Mitglied der Kommission für Landwirtschaft und Ernährung.
Wo bleibt das Vereinfachungspaket für Finanzdienstleister!?
Als ob Finanzdienstleister nicht ebenso zu viel Zeit mit Papierkram verbringen würden, der wertvolle Zeit und Geld kostet. Als ob es im Finanzsektor nicht ebenfalls an der Zeit wäre, die Bürokratie abzubauen und sich auf das zu konzentrieren, was Finanzdienstleister am besten können: Kunden beraten bei Vermögensaufbau, Pensionsvorsorge und Vielem mehr.
Mehr Augenmaß täte allen Beteiligten gut
Trotz einfacheren Vorschriften und weniger Kontrollen für kleine Betriebe sollen die Standards in der Landwirtschaft und die Qualität unserer Lebensmittel natürlich gewährleistet bleiben – aber hinsichtlich Bürokratie und Kontrollen angemessen. Das gleiche Augenmaß würde unter Wahrung von Anlegerschutz und Transparenz, Geldwäsche-Prävention und IT-Sicherheit usw. auch den Fortbestand der kleinen Finanzdienstleister unterstützen.
Haben Landwirte die bessere Lobby?
Davon ist auszugehen. Immerhin verpulvert die EU ein Viertel ihres Budgets (2024: 56 Mrd. Euro) im Agrarsektor. Da muten die 1,6 Mrd. Euro an Einsparungen fast als Tropfen auf dem heißen Stein an. Vielleicht gibt es im Finanzsektor aber auch schon zu viele Akteure, die ihre Daseinsberechtigung einzig und allein aus der Überregulierung und deren Kontrolle beziehen.

