
Finanzielle Gesundheit ist die Basis für Nachhaltigkeit
Im Dezember 2019 wurde Europas Grüner Deal präsentiert. Seitdem ist das Kürzel ESG – stellvertretend für Nachhaltigkeit – in aller Munde: E für Environmental (Umwelt), S für Social (sinngemäß: Gesellschaft) und G für Governance (gute Unternehmensführung). Die europäische Wirtschaft soll zum Erreichen der ESG-Ziele und damit zum visionären europäischen Klimaziel beitragen: Klimaneutralität bis zum Jahr 2050. Wirksam zu Klima- und Umweltschutz beitragen können Unternehmen aber nur, wenn sie zuerst einmal betriebswirtschaftlich gesund sind. So wird aus ESG in der Praxis GSE.
Mit dem Fokus auf die betriebswirtschaftliche Fitness von Unternehmen – noch vor Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz – ernte ich unter Unternehmerinnen und Unternehmern naturgemäß Zuspruch. Sie verstehen die unverzichtbare Notwendigkeit gesunder Finanzen sofort. Von eher ideologisch geprägten Gesprächspartnern und Vortragsteilnehmern schlägt mir hingegen Unmut entgegen. Wie können Sie sagen, dass Geld wichtiger ist als das Klima, wurde ich schon aufgebracht gefragt. Die Antwort ist so einfach wie entwaffnend: Weil es die normative Kraft des Faktischen ist.
Ohne Geld keine Musik
Unternehmer, die Mitte November noch nicht wissen, wie sie Ende November die doppelten Gehälter und Löhne ihrer Mitarbeiter (und die darauf fälligen Sozialabgaben) bezahlen sollen, werden keinen Nerv für Nachhaltigkeit haben. Unternehmer, die jeden Cent für notwendige (und immer teurer werdende) Energie und Rohstoffe benötigen, haben keine finanziellen Reserven für nachhaltige Maßnahmen.

In unserer wirtschaftlich geprägten Welt sind gesunde Finanzen die Basis für den langfristigen Unternehmensbestand, das Erhalten von Arbeitsplätzen – und für aktive Nachhaltigkeit. Das kann man gut finden, oder nicht. Aber so ist es nun einmal.

Wir klein(st)e und mittlere Unternehmerinnen und Unternehmer huldigen nicht dem „Gott des Shareholder Values“. Wir sind keine Konzerne, wir haben keine Aktionäre, die Dividenden erwarten, wir erhalten keinen Bonus, wenn wir Mitarbeiter und Lieferanten ausquetschen und Gewinne maximieren. Nicht der möglichst große Gewinn steht im Fokus, sondern die gesunde betriebswirtschaftliche Basis.
So sichern wir den langfristigen Bestand unserer klein(st)en und mittleren Betriebe. So finanzieren wir Innovationen. So schaffen und sichern wir regionale Arbeitsplätze. So erwirtschaften wir Gehälter und Löhne, die viele Familien ernähren. So leisten wir pünktlich Steuern und Sozialabgaben, die unser Sozialsystem und damit unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern.
Gesunde Unternehmen sind automatisch nachhaltig
Je brennender in einem Betrieb die (finanziellen) Herausforderungen sind, desto weniger Zeit, Geld und Personal stehen für wirksame Beiträge zur Nachhaltigkeit zur Verfügung. Zu dieser normativen Kraft des Faktischen kommen auch gesetzliche Pflichten, zum Beispiel aus dem GmbH-Gesetz, hinzu. Es ist die gesetzliche Pflicht jedes Geschäftsführers für die Solvenz seiner GmbH zu sorgen. Vernachlässigt er diese Pflicht, macht er sich eventuell strafbar. Nachhaltigkeit hat meines Wissens noch kein Insolvenzrichter als Ausrede gelten lassen.

Betrieben geht es ähnlich wie Konsumenten. Auch Konsumenten können nur nachhaltig veranlagen, Lebensmittel in Bio-Qualität kaufen, auf ein Elektroauto umsteigen oder sich sozial engagieren, wenn sie Geld und Zeit dafür übrighaben. Werden diese Ressourcen knapp, oder stehen existenzielle Probleme zur Lösung an, bleiben viele Aspekte der Nachhaltigkeit notgedrungen auf der Strecke.
Betriebswirtschaftlich gesunde Unternehmen schaffen und sichern Arbeitsplätze. Sie zahlen pünktlich Gehälter und Löhne, Urlaubs- und Weihnachtsgelder, und ernähren damit hunderttausende Familien. Sie leisten Steuern und Sozialabgaben, die unsere Sozialsysteme sichern. Gesunde Unternehmen leisten also allein mit ihrer finanziellen Gesundheit aktive und wirksame Beiträge zu den ESG-Zielen Governance (gute Unternehmensführung) und Social (Gesellschaft). Und sie schaffen damit die Basis für aktiven und wirksamen Klima- und Umweltschutz.
Als Unternehmen betriebswirtschaftlich gesund zu sein, ist nicht nur Grundvoraussetzung für nachhaltige Verantwortung, sondern bereits die erste aktive und wirksame nachhaltige Maßnahme. Genau genommen ist die finanzielle Fitness eines Unternehmens die allererste und unverzichtbare grüne Rosine.

Als Unternehmer und Certified Sustainability Management Expert begleite ich Sie und Ihr Unternehmen mit meinem Sustainable Consulting sehr gerne bei allen nachhaltigen Fragen und Aktivitäten (ggf. auch mit Kofinanzierung oder Förderung)!
