
EIOPA regt Schaffung eines EU-weiten Rentensiegels an
Seit 2022 gibt es das Paneuropäische Altersvorsorgeprodukt (Pan-European Pension Product PEPP). Durchgesetzt hat sich diese von der EU-Politik erfundene Vorsorgelösung nie. Im zentralen Register der europäischen Versicherungsaufsicht EIOPA finden sich gerade einmal sieben PEPP-Produkte von denen kein einziges „Assets under management“ ausweist. De facto ist das PEPP eine Totgeburt. Die EU möchte es dennoch wiederbeleben.
Das PEPP wurde entwickelt, um eine einfache, transparente, kosteneffiziente und mobile Altersvorsorgeoption anzubieten, mit der europäische Bürger ihre staatlichen Renten ergänzen können. „In einer alternden europäischen Gesellschaft sind tragfähige und skalierbare Zusatzrenten dringend erforderlich, um die gesetzlichen Renten zu ergänzen und die Rentenlücken zu schließen.“, gibt sich die EIOPA überzeugt.
Eierlegende Wollmilchsau
PEPPs sollen den EU-Bürgern ein angemessenes und nachhaltiges Renteneinkommen bieten und lebenswichtiges Kapital bereitstellen, um das langfristige Wachstum der Realwirtschaft der EU sowie den ökologischen und digitalen Wandel zu finanzieren. Rente und Kapital für die Menschen, Wachstum für die Realwirtschaft, grüner Wandel für Klima und Umwelt sowie Digitalisierung, all das sollte das PEPP realisieren und finanzieren.
Am Markt vorbei entwickelt
Die EIOPA erkennt als eines der Kernprobleme von PEPPs die Kosten- und Gebührenobergrenze von 1 % p.a. des Kapitals. Dieser Kostendeckel macht das PEPP sowohl für Produktanbieter als auch für Vertriebskanäle unattraktiv. Die notwendige Skalierung schaffen, wenn überhaupt, nur große Anbieter, die sich andere (lukrativere) Pensionsprodukte mit einem PEPP noch dazu kannibalisieren. Trotz dieser Erkenntnisse zeigt sich die EIOPA unbelehrbar. Sie ist weiterhin der Ansicht, dass eine Kostenobergrenze von 1 % p.a. nicht zu niedrig ist.
Wiederbelebung geplant
Die EIOPA schlägt bereits in einem Arbeitspapier aus 2024 eine umfassende Reform des PEPP vor. In dem Papier zieht die EIOPA Bilanz, warum das PEPP sein Potenzial nicht ausgeschöpft hat, und schlägt Verbesserungen vor, die den Zusatzrenten in der gesamten EU neues Leben einhauchen könnten.
Im Mai 2025 kritisiert der Europäische Rechnungshof, dass die EU-Maßnahmen nicht wirksam zur Etablierung des PEP beitragen. Im Rahmen ihrer Strategie für die Spar- und Investitionsunion möchte die EU-Kommission daher Zusatzrenten unterstützen und entwickeln. Die Politik hat ihre Liebe zur lebenden Leiche PEPP wiederentdeckt.
Rentensiegel für mehr Bewusstsein
Als dämpfend für die PEPP-Nachfrage erkennt die EIOPA die geringe Bekanntheit und die geringe Teilnahme an Zusatzrentensystemen in Europa. Die aktuelle Krise der Lebenshaltungskosten dürfte die Nachfrage ebenfalls gehemmt haben. Und die Behörde ist skeptisch, ob Verbraucher selbst bei nachlassender Inflation und verbessertem wirtschaftlichen Umfeld deutlich mehr Interesse an PEPP zeigen würden.
Daher regt sie die Schaffung eines EU-weiten Rentensiegels mit einem einfachen und erkennbaren Namen wie „EuroPension“ vor, um das Bewusstsein zu schärfen, Investitionen zu erleichtern und so Rentenlücken zu schließen.
Steueroptimal und kosteneffizient
Darüber hinaus sollten die Mitgliedstaaten PEPP dieselbe günstige steuerliche Behandlung gewähren wie den nationalen privaten Altersvorsorgeprodukten. Eine EU-weite Steuerharmonisierung für PEPP würde den grenzüberschreitenden Verkauf erleichtern, meint die EIOPA.
Sie ist davon überzeugt, dass die Kernmerkmale des PEPP – Einfachheit, Kosteneffizienz, Transparenz, Mobilität und Flexibilität – die Grundlage für eine modernisierte Version bleiben sollten. Allerdings seien Verbesserungen wie das Verringern des Verwaltungsaufwandes möglich, um PEPP für Anbieter und Sparer gleichermaßen attraktiver zu machen.
PEPP-Zwang für alle EU-Bürger
Um bei den EU-Bürgern alle drei Säulen der Altersvorsorge zu fördern, sind laut EIOPA mutige Maßnahmen notwendig. Die radikalste davon sieht die „automatische Einschreibung“ aller Arbeitnehmer in eine EuroPension wie das PEPP vor – was in der Realität eine staatliche Zwangsbeglückung mit einem fragwürdigen Finanzprodukt bedeutet. Ob Verbraucher einen PEPP-Zwang goutieren, darf stark bezweifelt werden, und Finanzberatern torpediert sie das lukrative Vorsorgegeschäft.
Gescheiterte Vorläufer
Von der fachfremden Politik erfundene Pensionsprodukte haben sich – zumindest für Anleger – schon mehrmals zum Rohrkrepierer entwickelt, ertragsmäßig und durch das Streichen von staatlichen Prämien. Die EIOPA ist mutmaßlich die einzige Institution, die meint, dass PEPP-Anbieter und Mitgliedstaaten von einem PEPP-Relaunch in hohem Maße profitieren würden.
Dieser Beitrag ist erstmal im Börsen-Kurier Nr. 41 vom 9. Oktober 2025 erschienen.
